Achtung Volkszählung! Attenzione al censimento!
36 stimmung als “Gewerkschaftsvereinigung abhängiger Arbeitnehmer, die ausschließlich der deutschen und ladinischen Sprachminderheit angehören” gilt. Was ferner die Mitverwaltungsorgane für Schulen und Kinder- gärten betrifft, so geht die Tendenz (auf gesetzgeberischer Ebene!) dahin, denjenigen Eltern (und Schülern, sofern sie wahlberechtigt sind) das passive Wahlrecht abzuerkennen, die nicht zur “richtigen” (d.h. einschlägigen) Sprachgruppe gehören, wie es eben für die Kin- dergärten und nach einem neuen Landesgesetz für die Schulbezirks- organe vorgesehen ist. Wer in Südtiroler Schulen Deutsch bezw. Italienisch unterrich- tet, für den ist die Zugehörigkeit zur entsprechenden Sprachgruppe Pflicht. Wenn aber etwa ein Engländer (natürlich mit italienischer Staatsbürgerschaft) Englisch unterrichten möchte, müßte er sich – ebenso wie alle Lehrpersonen an Südtiroler Schulen – als “Deutscher” erklären, um an deutschsprachigen Schulen unterrichten zu können, und als “Italiener” für die italienischsprachigen Schulen. Dem Vernehmen nach ist derzeit eine neue Durchführungsbe- stimmung zum Autonomiestatut im Kommen, wonach bei Gerichts- verfahren und Polizeiverhören obligatorisch diejenige Sprache ver- wendet werden muß, zu der man sich bei der Volkszählung bekannt hat; sollte eine solche Bestimmung demnächst zum Staatsgesetz werden, würde man also durch die Zugehörigkeitserklärung bei der Volkszählung auch implizit für eine “deutsche” oder “italienische” Justiz optieren. Besondere Folgen – und nicht nur für die Betroffenen! – zieht die völkische Zugehörigkeit der gewählten Mandatare in den verschie- denen Parlamenten (Gemeinderat, Landtag, Regionalrat) nach sich: gemäß den geltenden Landes – und Regionalgesetzen richtet sich die Quote “deutscher”, “italienischer” und “ladinischer” Posten bei den verschiedenen Körperschaften nach der erklärten Zugehörigkeit der Gewählten! (Dabei wird manchmal die UNO als Vorbild zitiert, wo jeder Staat seine Beamtenquote hat; was sehr deutlich darauf hinweist, daß man sich das Zusammenleben verschiedener Sprachgruppen am
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