Achtung Volkszählung! Attenzione al censimento!

40 wobei meistens der einzelne Ladiner wählen kann, welcher Grup- pe er sich anschließen will. a) geschlossener Schutz Der “geschlossene Schutz” funktioniert gewissermaßen nach dem Reservatsprinzip: er gibt den Ladinern in ihren Tälern Vorteile, blo- ckiert sie aber, sobald sie den Kopf weiter herausstrecken wollen. In den Landesstellenplänen wird die Ladinerquote natürlich umso geringer, je höher man in der Laufbahn steigt. In den Ranglisten für Sozialwohnungen und öffentliche Stellen dominieren die Ladiner in ihren Tälern, sind aber außerhalb praktisch nicht mehr vorge- sehen, sodaß ein Ladiner, der etwa im Vinschgau oder in Sterzing bestimmte Stellen bekleiden oder eine Sozialwohnung bekommen möchte, sich als “Deutscher” oder “Italiener” erklären muß – wo- durch er dann allerdings kaum mehr nach Ladinien zurückkann. Besonders akut ist dieses Problem im Schulbereich: erklärterma- ßen “ladinische” Lehrkräfte können derzeit außerhalb der ladini- schen Täler nicht unterrichten. b) Ausschluß der Ladiner von gewissen Ämtern Ein Ladiner, der ein Amt anstrebt, für das keine “ladinische Quo- te” vorgesehen ist, muß sich eben rechtzeitig als “Deutscher” oder “Italiener” erklären – mit allen Folgen. c) “Anschluß” der Ladiner an die Stärkeren Im Grunde ist dies die Tendenz, die man fördern möchte. Bereits jetzt gibt es Gesetze, die es den Ladinern gestatten oder gar zur Pflicht machen, sich der einen oder anderen stärkeren Gruppe an- zuschließen. U.a. sind sie manchmal in den Bestimmungen über deutsche Südtiroler inbegriffen. Dies gilt z.B. für den Sprachgebrauch gegenüber öffentlichen Ämtern (zumindest außerhalb Ladiniens), für die Wahlen zu verschie- denen Organen, für den Schulbesuch außerhalb der Täler, usw. Es ist wahrscheinlich, daß sich bei der Volkszählung 1981 die Tendenz zum “Anschluß” an die Stärkeren vor allem in Gröden spür- bar verbreitern wird.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTExMDY2NQ==