Achtung Volkszählung! Attenzione al censimento!

55 Achtung Volkzählung! alexander langer bantustan ladinien Was natürlich in keiner Zeitung stand: Magnagos erste öffentliche Erklärung nach seiner Wiederwahl als Landeshauptmann war (an mich gerichtet, nachdem ich im Landtag die Wahl des ladinischen Abgeordneten zum Assessor vorgeschlagen hatte): „Sie wissen ganz genau, daß ein Ladiner nicht in die Landesregierung gewählt werden kann, das wäre gegen das Autonomiestatut. Also ist Ihr Vorschlag billige Demagogie”. War es Demagogie? Wenn ja, dann war sie konsequent: denn seit der ersten Sitzung des Regionalrats und des Landtags hatte ich bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, daß unser absurdes Proporz- und Paket-Unwesen dazu führt, daß bestimmten Menschen wichtige Bürgerrechte genommen werden. Und um diesen Hinweis konkret zu machen, hatte ich bei jeder nur möglichen Gelegenheit die Wahl des Ladiners Valentin (unabhängig von seiner SVP-Parteizugehörigkeit) vorgeschlagen und für ihn gestimmt: in die Regional- und Landes- regierung und in die parlamentarischen Präsidiumsämter (wo bei der Region auch die SVP diesen Vorschlag machte). Als vier nicht eindeutig deutsch-oder italienischsprachige Süd- tiroler im letzten Herbst nicht kandidieren durften, gab es zwar Pro- test und Empörung, aber viele bogen alles durch das Argument ab: „jeder muß sich halt entscheiden, wo er hingehören will... er kann es sich ja selber aussuchen”. Die Unreinheit ihres Bastarden-Status (siehe Elmar Lochers schönen „Versuch über den Schmutz” im letz- ten SKOLAST) konnte unter Umständen die Zweitklassigkeit ihres Bürgerdaseins noch erklären und rechtfertigen. Aber die Ladiner? Ureinwohner unseres Landes, bei jeder pas- senden und unpassenden Gelegenheit als Beispiel zitiert, wie groß- zügig wir Tiroler es mit unseren Minderheiten hielten? Die kanonisch abgesegnete und statutarisch verankerte dritte Sprachgruppe des Lan- des? Solange Ladiner-Sein noch nicht feststellungspflichtig und pro-

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