Achtung Volkszählung! Attenzione al censimento!
75 Achtung Volkzählung! wider die option 1981! von Alexander Langer Aus: “FÖHN”, Sondernummer über die Optionszeit, Frühjahr 1980. Option und Option Nur die übliche linke Übertreibung, wieder von Option zu sprechen und dabei die Volkszählung zu meinen? Unzulässige Parallele, Stim- mungsmache, Hetzkampagnen, “allarmismo”? Werbewirksamer Auf- hänger für eine Don-Quixote-Kampagne? Aber: war’s damals nicht so, daß die gesamte Bewölkerung, Kopf um Kopf, Haus um Haus, zwischen “pro-deutsch” (und damit “an- ti-walsch”) bezw. “pro-walsch” (und damit “anti-deutsch”) optieren mußte? Daß die Folgen zum Teil unübersehbar waren und jeder damit hoffte, das Land in seine Hände und die anderen hinaus zu kriegen.? Daß sich zu den “völkischen” Motiven oft und gern ganz andere Er- wägungen (Haus und Hof, Arbeitsplatz, Vorteile, usw.) gesellten? Daß mit der scheinbar “völkischen” Option in Wirklichkeit auch eine politische verbunden war, oder man es zumindest so darstellen wollte? Daß die Geschlossenheit der Volksgruppe als oberster Wert dann eben sehr leicht zum Krieg, zur Repressalie, zur Diskriminie- rung führte? Daß bei solchem Abstimmungsklima ganze Familien und Freundeskreise zerrissen werden und Gemeinsamkeit sehr leicht unter die Räder gerät? Daß man von Verrätern spricht und von treuen Volksgenossen? Daß es unmöglich ist – damals wie heute – einfach “Südtiroler” oder gar Europäer oder Mensch zu sein: denn zuerst muß man “teitsch” oder “walsch” sein? Daß eine solche Option notgedrun- gen zur Diskussion führt, wer hier mehr Existenzberechtigung als die anderen hat und wer im Falle weichen muß? Daß eine solche Option jeden zwingt, nach dem großen Bruder im Norden oder im Süden zu schielen? Daß die ‚ “Grauwähler” eben dann einfach zu den Walschen
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