Die Politik der richtigen Dinge: Alexander Langer oggi

13 radikal verändert, wohingegen die sozialen Gegebenheiten, an denen er ansetzt, dieselben geblieben sind. Deutscher Muttersprachler zu sein – die Familie Langer sprach nicht den lokalen Dialekt, sondern Hochdeutsch, da beide Eltern unter ös- terreichischer Regierung geboren und aufgewachsen waren – hat ihm die Türen zur europäischen Kultur deutscher Sprache geöffnet. Die- se war dank ihrer philosophischen und literarischen Tradition und der ernsthaften Aufarbeitung der nazionalsozialistischen Vergangenheit auf dem Weg, die ethisch-politischen Ansprüche eines neuen Gesell- schaftsentwurfs zu entwickeln. Autoren wie Fromm, Marcuse, Adorno, Bloch, Benjamin, Reich und viele andere, aber auch die aufkeimende Bewegung der Grünen und ihrer Wortführer machten den jungen Alex mit Diskursen und Themen bekannt, die in der politischen Diskussion Italiens noch nicht angekommen waren. Einer seiner großen Verdiens- te war es, die italienische Linke und die ersten Grünen Italiens mit den guten Gepflogenheiten der europäischen Basisbewegungen bekannt zu machen: Basisdemokratie, Gleichstellung der Geschlechter, neue Lebensstile, im Alltag gelebter radikaler Umweltschutz, pazifistischer Widerspruch. Alex war eine Ausnahmeerscheinung, eine „auf den ersten Blick auf sympathische Weise seltsame Person 2 “ mit einem außergewöhnlichen politischen Entwicklungsgang, der vom kritischen Christen zum Pazi- fisten, vom Extremismus der Lotta continua zur Gewerkschaftsarbeit und zum Engagement in der ökologischen Dritte-Welt-Bewegung führte, immer getragen von komunikativer Empathie und beneidens- werter Vielsprachigkeit 3 . Neben der geopolitischen Herkunftskultur war das Christentum sein 2 Vgl. F. Levi, In viaggio con Alex. La vita e gli incontri di Alex Langer (1946-1995) ; Feltrinelli, Milano, 2007, S. 64. 3 Siehe auch diesen Zeugenbericht: „Auch im Friaul, wohin er gegangen war, um nach dem verhee- renden Erdbeben von 1976 zu helfen, war es ihm gelungen, die Wertschätzung und Freundschaft der Bewölkerung zu gewinnen, die jedemAuswärtigen mit Argwohn begegnet, „indem er sich mit seinem besonderen Gesicht zeigte, nicht mit einem versteckten“: „Wo ist der Deutsche?“ fragten die Leute dort nach ihm“, in: Ivi, S. 66 (Das Zitat im Zitat stammt aus: Intervista, mit Video aufgenommen von A. Sofri, in: Alexander Langer, vita, opere, pensieri , cd-rom Movimento nonviolento Verona, 1999).

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