Die Politik der richtigen Dinge: Alexander Langer oggi
53 Teilens‹ gefunden hat; wie wenige sich der Erpressung letztendlich zu entziehen wagten; wie plötzlich die Identität eines jeden von diesem ›VolkstumsSCHEIN‹ abzuhängen drohte. Dabei garantiert der ZugehörigkeitsSCHEIN ebensowenig die sprach- liche und kulturelle Identität, das Zusammengehören aufgrund ge- meinsamer Überlieferung und Geschichte, als der Eheschein die Liebe zwischen zwei Menschen. Durch die ›Option 1981‹ wurde die Zugehörigkeit zu den drei amtli- chen Sprachgruppen des Landes ebenso legalisiert und bürokratisiert, wie die zwischenmenschlichen Beziehungen durch die institutionali- sierte Ehe. An den Rand gedrängt wurden alle jene, die bei der wilden Ehe, außer- halb der Norm der reglementierten Beziehungen und zulässigen Ver- hältnissen, bei freien und vertraglich nicht gebundenen Formen des Selbstseins und des Andersseins bleiben wollten. Denn das Anderssein ist in unserer Region des verbalen Schutzes von ›anderen‹, von ›Minderheiten‹, nur in den etablierten Formen gestattet. Bezüglich der Option 1939 wird heute geklagt, daß die Bevölkerung vor lauter Optanten-Propaganda gar nicht imstande war, eine Entschei- dung fürs Dableiben zu treffen und wer sie traf, hatte sie bitter zu bü- ßen. Friedl Volgger und Leo von Pretz machten damals gemeinsam die Erfahrung, was es hieß, in ein entlegenes Tal zu fahren, ein paar wenige Leute zu informieren (aber wer glaubte ihnen schon, und wer den anderen?), und auf der Rückkehr die Autoreifen ohne Luft vorzu- finden. Erfahrungen, die 1981 von den Gegnern der neuen Option nachvoll- zogen werden konnten. Ähnlich auch das Unverständnis vonseiten der Vielen, das Verlassensein, das Schweigen der Regierung zu den
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