Die Politik der richtigen Dinge: Alexander Langer oggi
5 Anapher, am Ende des Textes) beinahe intimer Text; er legt nicht nur eine politische Krise innerhalb der grünen Bewegung offen, deren Auswirkungen hierzulande in den in letzter Zeit wieder erwachten Widersprüchen nach wie vor spürbar sind, sondern auch - damit verbunden, gestern wie heute - den Niedergang eines Verständnisses von Politik als totalisierendem persönlichen Engagement, in der Zwangsjacke von Technokratie und Parteiinteressen. Der zweite Text, „Mane, Thekel, Phares: Bibel, Option, Bischof“, zuweilen obskur und hermetisch, voll biblischer Bezüge, prangert die “ethnische Zuordnung” an, die 1981 in Südtirol eingeführt wurde, um eine Trennung der drei sprachlichen Komponenten der Provinz durchzusetzen: Deutsch, Italienisch und Ladinisch. “Ethnische Käfige”, nach der Einschätzung von Langer, die an die Optionen der nationalsozialistisch-faschistischen Zeit erinnern, als die Südtiroler Bevölkerung wählen musste zwischen einer Zwangsitalienisierung und der Verpflichtung, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und in die Gebiete des Dritten Reiches auszuwandern. Dieses Buch, aus der Zusammenarbeit der Alexander Langer Stiftung, dem Verlag Una città und der Stiftung Gariwo – La foresta dei Giusti entstanden, wirft ein neues Licht auf die Parabel des Südtiroler Politikers, in jungen Jahren/beginnt und auf originelle Weise viele Schlüsselmomente des vergangenen Jahrhunderts kreuzt: Von seinem frühen Bekenntnis zum Katholizismus, der für ihn, den Sohn eines jüdischen Vaters und einer säkularen Familie, eine Wahl und eine persönliche Errungenschaft darstellte, über die 68-er Jahre und seine Militanz in Lotta Continua, gelebt zwischen Italien und Deutschland, bis hin zu seinen Erfahrungen in den Reihen der Grünen, denen er als einer der größten Vertreter auf internationaler Ebene eine Stimme gab; und weiter bis zur Krise im ehemaligen Jugoslawien, für die er sich unter Einsatz all seiner verbliebenen intellektuellen und emotionalen Kräfte einsetzte. Wie alle großen Gestalten der Vergangenheit hat uns Langer – geehrt im Garten der Gerechten im Park der Villa Pamphilj in Rom – noch viel zu sagen, sofern wir ihn nicht aus seiner menschlichen und historischen
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