II nostro censimento - Unsere Volkszählung - in Europa 2001 (il mattino)
25 gennaio 1998 EVAPFÖSTL Neue Realitäten und Bildung I ch möchte gerne an das Referat von Herrn Professor Ortino anknüpfen und zwar möchle ich über die Realiläten und die Herausforderung an die Bildung im multikulturellen Europa sprechen. Wie bereits bekannt ist, wirft dieses Zeitalter der Globalisierung Fragen auf und weckt Ängste. Zunächst einmal weil sich seine Umrisse nur sehr schemenhaft aufzeichnen. Und doch, dieses Zeitalter des Wandels bringt Europa eine his1orische Chance, denn die Zeilen der Veränderung, in denen aus einer Gesellschaft die nächste hervorgeht, sind die einzige Gelegenheil für tiefgreifende Reformen. Die Zunahme des Welthandels, die wissenschaftlichen Entdeckungen, die neuen Technologien, all dies eröffnet neue Entwicklungs- und Fortschrittsperspektiven für Europa. Europa hat genau die Dimensionen, innerhalb derer sich eine fortschrittliche Gesellschaft entwickeln kann, die dazu in der Lage ist, zur Veränderung der Dinge auf weltweiter Ebene und gleichzeitig aber auch zur Bewahrung eines gesunden Selbstbewußtseins beizutragen. Europäer zu sein, bedeutet auf kulturelle Errungenschaften von unerreichter Vielfalt und Prägekraft zurückgreifen zu können. Es muß auch bedeuten, sämtliche Möglichkeiten des Zuganges zu Kenntnissen und Fertigkeiten nutzen zu können. Die Zukunft Europas und sein Platz in der Welt hängen nämlich auch von der Fertigkeit ab, der persönlichen Entfaltung der Frauen und Männer einen genauso großen Raum zu geben, wie wirtschaftlichen und monetären Fragen. Auf diese Weise wird Europa unter Beweis s1ellen, dass es nicht nur einfach eine Freihandelszone darstellt, sondern dass es ein organisiertes politisches Ganzes ist und über die Mittel verfügt, die Globalisierung nicht etwa nur über sich ergehen zu lassen, sondern sie zu bewältigen und so sogar zu gestalten. Nun stellt sich die Frage, was müssen die europäischen Länder tun, um weiterhin ihre Stellung als feste Größe in der Weil zu behaupten? Hierbei ist es eben wichtig, dass sie die bei der wirtschaftlichen Integration erreichten Fortschritte durch umfassendere Kenntnisse und Fähigkeiten ergänzen, d. ~- es muß vor allem im Bereich des Bildungssystems interveniert werden. Der Wert der Bildung ist zur Zeit Gegens1and der Diskussion in der Politik. Allerdings geht es dabei weniger um ihre Bedeutung, als vielmehr um ihre Kosten. Die Diskussion ist nicht freiwillig. Sie ist Folge des Spardruckes, dem die öffentliche Hand ausgesetzt ist. Dass Schule auf allen Ebenen stark reglementiert ist, der Staal ein weitreichendes Monopol besitzl und sich das Schulgeschehen aus Unterrichtseinheiten zusammensetzt, welche auch als Grundlage für die Bezahlung der Lehrer dient, ist Sparen außerordentlich schwierig. Verhäl1nismäßig geringfügige Spareffekte lassen sich durch S1raffung des nichtobligatorischen Angebo1es. durch das Verhältnis Schüler und Klassenanzahl und durch die Einsparung von Kosten bei Führung und Organisation, den allgemeinen Aufwend_ungen für den Unterrichl, für Maschmen und Geräte, sowie für Betriebseinrichtungen erzielen. Effizientere Sparmaßnahmen würden die Pnichtfacher oder die Gehälter betreffen. Abgesehen davon, dass effiziente Sparmaßnahmen nur sehr schwer durchsetzbar sind, stellt sich neben der Frage nach ihren Folgen vor allem auch die tiefgreifende Frage nach der Bedeutung von Bildung. Die Legitimation von Schule als ein 1radi1ionell wesentliches Element im Bildungsprozess basiert auf zwei Säulen: Mensch und Kultur. Der Mensch ist vor allem lernfähig und lernbedürflig. Während andere Kreaturen über hinreichende Programme zur Aufrechterhaltung einer zeitlich befris1e1en individuellen Existenz verfügen, muß sich der Mensch diese Programme ersl aktiv erarbeiten. Angeborene Verhaltensprogramme sind immer eine Vorwegnahme der Welt dessen, was sich beim Eintauchen in die Existenz vorfindet. Die dem Menschen mitgegebenen Programme reichen gerade zum Überleben, falls eine helfende und schützende Umgebung vorhanden ist. Dass die Weil in abgrenzbaren und benennbaren Dingen verslanden werden kann, wie man sich darin vernünftigerweise verhält, usw. das muß erst in das Gehirn des Menschen eingetragen werden. Dieser scheinbare Mangel macht den Menschen jedoch offen, läßt ihn auf die Welt zugehen, macht ihn anpassungsfähig und einfühlsam und verhilft ihm zum Erkennen und Verstehen. Daraus schöpft er auch seine Freiheit, gestalte! die Welt und schafft Kultur. Kultur meint hier alles, was der Mensch geschaffen hat. Aber auch die Menschen selbst gehören zum Kulturbegriff. Schule ist in jenem Augenblick entstanden, in dem der Menschheit die Kultur bewußt wurde. Die Verhältnisse der Menschen untereinander und die Verhältnisse der Menschen zur Natur sind geschaffene und dem Wesen nach sehr offene. Es entstand ein Bedürfnis nach einem Hort der Lehre und des Unterrichtens, zuerst nur für die Elite und später für alle. Schon zuvor kümmerte sich die Familie um Kultur. Und bis zur Industrialisierung war sie dieser Aufgabe auch gewachsen. Aber bereits im 18. Jahrhundert setzte ein neues Bewußtsein im Bürgertum ein und verlangte nach einer Neuordnung der politischen Verhältnisse. Wer nun nicht über die Fertigkeiten verfügte, welche die neuen Verhältnisse forderten, konnte nicht an der neuen Gesellschaft teilnehmen, schlimmer noch: er verlor jegliche ökonomische Grundlage. Bereils Pestalozzi erkannte diesen Nolstand und forderte eine schulische Ausbildung für alle jungen Menschen. Der Bildungsbereich heute ist längst kein homogenes uniformes Ganzes mehr und darf deshalb auch nicht länger als solches behandelt werden. Was wir heute Jugend nennen, ist kein einheitliches Gebilde mit einheitlichen Denk- und Verhaltensmustern mehr. Und deshalb haben Schule und Familie nun zusammen die Aufgabe, jungen Menschen Kenntnisse, Fer1igkeiten und Haltungen mitzugeben, welche helfen, die komplexen Mechanismen in einer hochstrukturierten und arbeitsteiligen Gesellschaft zu erkennen und zu verstehen, das eigene Dasein im Verhältnis zur Gesellschaft zu definieren und am ganzen Tun nich1 zu verzweifeln. Es wird immer ausgebildet mil einem bestimmten Ziel und dieses il mattino Ziel ist definiert und entsprechend können auch die Mittel zugeordnet werden. Aber Bildung ist nicht konkret. Sie meint den Menschen als Ganzes. In Bildung ist alle Ausbildung enthalten. Bildung ist aber auch nicht die Summe aller Ausbildung, sie ist viel mehr. Alle ihre Teile interagieren miteinander und schaffen etwas Neues, das sich nicht aus seinen Einzelteilen erklären kann. Zudem ergibt sich Bildung überall. Nicht nur in der Schule und am Arbeitsplatz sondern in jedem Augenblick. Schule schafft Kenntnisse und fördert Verstehen und Erklären und legt den Grundstein für Verständnis, Toleranz und Respekt für kulturelle Eigenheiten. Die Verrichtung einer bestimmten Arbeit oder die praktische Lebenserfahrung können die durch die Schule vermittelten Einblicke in die Entwicklungsmechanismen unserer Kultur, die Naturvorgänge und die über Generationen hinweg festgehaltenen Erfahrung nicht wettmachen. Praktische Arbeit und die sogenannte Lebenserfahrung des Einzelnen dürfen nicht mit schulischer Ausbildung gleichgesetzt werden. Schulische Ausbildung abzuschmälern, zu reduzieren, heißt, einen gesellschaftlichen Bildungsverlust mit unabsehbaren Folgen zu riskieren. Ein offenes, nicht durch Beschränkung gekennzeichnetes Bildungssystem ist der beste Garant für eine leistungsfähige Gesellschaft. Die Breite und die Offenheit im Bildungswesen verbessern die Chancen in der Arbeitswelt, fördern die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft und helfen, unsere freiheitlich orientierte Gemeinschaft zu sichern. Ganz offenkundig sind jedoch grundsätzliche Änderungen im Bildungsbereich äußerst heikel, denn es geht darum, Ideologien über Bord zu werfen. Aber eine wirkliche Bildungsrevolution ist durch die veränderten Verhältnisse unvermeidbar. Der Reichtum Europas auf wissenschaftlichen Gebieten, die Vielfalt seiner Kultur, die Fähigkeit seiner Unternehmen und Institutionen müssen es diesem Kontinent möglich machen, seine Grundwerte zu vermitteln und zugleich auf das Erwerbsleben vorzubereiten. Das setzt voraus, dass die europäische Gesellschaft die wesentlichen Trends ihrer eigenen Entwicklung richtig deutet und hier ist auch die Anforderung an Südtirol gestellt, die Trends im Bildungswesen richtig zu deuten, die auch Auswirkungen auf das Zusammenleben haben. Danke schön. ABSTRACT Eva Pföstl Perpotermanteneriel proprioruolo nefl'epocdae/Jaglobalizzazione, conservanduonaposizionedi rilievo, i paesieuropeai,ccantoag/istorzi perassicurar/e'integrazione economicad,evonoancheinvestire massicciamenntelsettoreculturale, pertomireaipropricitadinlie capacitae leprotessionalita necessariaedaffrontarle nuove stide. Laculturanon e undato immediatamenctoencretoE. ssasi riterisceintattiall'uomonelsuo complessoe,comprenddeunquetutti i tenomentiormativiL.aculturanon e tuttavialasommadi tantisaperi: e qualcosadipiü.Tutti suoiaspettsi i integraneosi completantoraloro, dandovitaaduncomplessuonitario ehenonpuiJessereadeguatamente compresoseosservationsue singolecomponentLi.acultura pertantononsi sviluppasoltantonefla scuotao nellavoro,maintormadise ogniattimode/Jnaostravita.La scuolatomisceconoscenzsav, iluppa lacomprensionreciprocaed e il presuppostondamentaple rla tofleranzeadil rispettotralediverse identitaculturaliR. idurrel'istruzione scolasticasignificaprovocaruen abbassamenctomptessivdoe!liveflo culturaledi unasocietac, on conseguenritsi chinonde!tutto prevedibilUi. nsistematormativo liberoeaperto e lamigliorgaranzia perunasocietacapacediprodurre distarealpassoconlacrescente complessitdae!mondoglobale. L'ampiezzeal'aperturdaefl'offerta culturaleaccresconloepossibilitadi trovarepostonelmondode/lavoro, sviluppan/oacapacitaconcorrenziale de/Jnaostraeconomiae contribuisconaoflacrescitade/Ja nostrasocietaliberaleA. llascuolaed aflatamigliaspettail compitodi tomireaigiovanlieconoscenzeela protessionalintaecessarpieerpoter comprendeirecomplessi meccanismdiiunasocieta tortementsetrutturateaspecializzata eperimpararearapportarseestessi conlasocietac, ontribuendaol benesserceomune. Dr.EvaPföstl - Meran, WissenschaftlicMheitarbeiterdiner EuropäischeAnkademie Il nostro censimento in Europa UnsereVolkszählung in Europa 1 Gruppi,lingue, indivüluiin un'Europa multiculturale Gruppen,Sprachen, Individuen immultikulturellen Europa Paul Flora, Vom frühen Leben in den Alpen: Das Störrische Mammut - Vita primitiva nelle Alpi: il mammut recalcitrante (Ed. Thomas Flora, Innsbruck)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTExMDY2NQ==